Ach ja, das leidige Thema "Zukunft". Vor der
Rücknahme der Pläne am Dienstag beschwerten sich
nicht wenige Leute darüber, dass es auf Steam jetzt die Möglichkeit geben sollte, für Modifikationen von Spielen Geld zu verlangen beziehungsweise Geld auszugeben. Hin und wieder liest man sogar etwas vom "Niedergang des PC-Gaming". 133.005 Unterzeichner
einer Petition dagegen empfanden es jedenfalls als falschen Schritt, auch Mods gegen Entgelt verfügbar zu machen.
Eigentlich hat der "Niedergang" ja schon viel früher angefangen, denn das, was da momentan an den Mann (und die Frau) gebracht werden soll, ist eigentlich DLC - Downloadable Content, also Extra-Inhalte zum Herunterladen, welche die früher üblichen Addons in Spielelänge schon längst ersetzt haben. DLC gibt es schon seit einer längeren Zeit - Halo 2 hat 2005, soweit ich mich zurückerinnern kann, als eines der ersten Spiele DLC gegen Geld angeboten (neue Inhalte, die aber kurz darauf kostenlos verfügbar gemacht wurden). Auch Team Fortress 2 fällt mir hier ein, da gab es kostenlos neue Maps, jede Menge Waffen und natürlich Hüte, alles zum Herunterladen, später dann auch von Usern erstellt und gegen Geld - wo ist also das große Problem?
Der Unterschied ist bei dem aktuellen Aufschrei natürlich, dass hier die Inhalte, die eben nicht von den Entwicklern der Spiele selbst, sondern von deren Käufern erstellt wurden, verkauft werden sollen. Noch dazu würde Valve skandalöse 75% des Reinerlöses einbehalten! Das geht doch nicht!
Ja... doch, eigentlich schon: Genau das Gleiche macht Valve mit TF2 und CS:GO schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Man kann sich Hüte, Waffen und anderen Firlefanz kaufen. Sogar für den
Heiratsantrag in der virtuellen Welt ist das Richtige dabei. Niemand hat sich über die Möglichkeit kostenpflichtiger Inhalte im Workshop beschwert, bei Skyrim ist es auf einmal ein No-Go. Valve stellt bei TF2 sowohl die Verkaufsplattform als auch das Spiel selbst, wohl auch deswegen bekommt man als Modder im Workshop etwas mehr Geld als jetzt bei Skyrim. Das ist okay so, immerhin verdient man selbst mit einem von Grund auf selbst entworfenen Elfenschwert trotzdem noch indirekt an den Inhalten von Bethesda, in welche dieses Schwer eingebunden wird.
Ich finde, dass man die Sache sehr differenziert betrachten muss. Denn es ist keinesfalls Pflicht, eine Modifikation gegen Geld anbieten zu müssen. Es gibt die
Möglichkeit, Modifikationen gegen Entgelt anzubieten. Aber ebenso besteht die Möglichkeit für Autoren, diese Mod auch kostenlos zur Verfügung zu stellen. So kann man, wenn man denn möchte, mittels ein, zwei Klicks und wenigen Euro dem Autoren der kunderbunten Kampfklampfe oder heiteren Hutdeko eben danken, dass diese Arbeit verfügbar gemacht wurde. Ich wage zu bezweifeln, dass die Modding-Community für Skyrim oder andere Spiele über Nacht so geldgierig wird, dass morgen 95% aller Mods etwas kosten und nur die übrigbleiben, die nichts taugen. Oft ist es doch so, dass aus Spaß an der Freude gemoddet wird, um dazuzulernen oder einfach weil man mit dem Aussehen seiner Elfenohren unzufrieden war. Dass so viele Mods von
Nexus entfernt wurden, weil diese als Bezahlversionen illegal von anderen als den Erstellern auf Steam hochgeladen wurden ist nachvollziehbar, aber dass Missbrauch bei einer so riesigen Plattform wie Steam möglich ist versteht sich von selbst. Das hätte sich schon geregelt.
Von den 75% des Erlöses für eine Mod wäre ein Teil an Bethesda gegangen (wir haben hierüber
bereits berichtet), ein Teil wird von Valve behalten und davon ein Teil gespendet. Dass Bethesda Geld dafür sehen will, wenn mit ihren Inhalten Geld verdient wird, finde ich durchaus berechtigt. Und nochmal: Es gibt ja keine Pflicht, dass man mit seinen Inhalten überhaupt Geld verdienen muss: Wer Bethesda oder anderen Spielestudios nicht gönnt, dass sie mitverdienen, verkauft seine Mod halt nicht.
Sicherlich haben weder Valve noch Bethesda & Co. etwas dagegen, ohne aktive Weiterentwicklung mehr Geld in die Kassen zu spülen, aber 25 Prozent für einen Modder sind immer noch mehr als nichts. Davon mal abgesehen: Mir wäre neu, dass man Mods erstellt, um damit Geld zu verdienen. Das war früher nicht so und wird sich jetzt wahrscheinlich auch nicht ändern. Im Falle von
Falskaar war es sogar so, dass die komplett fertige Mod kostenlos veröffentlicht wurde, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Eine indirekte Bewerbung auf einen Job bei Bethesda, die kostenpflichtig wohl bei Weitem nicht so beeindruckend gewesen wäre.
Aber selbst wenn Modder jetzt öfter Geld sehen wollen: Wieso eigentlich nicht? Im besten Fall bekommen wir aus allen möglichen Richtungen neue Inhalte für unsere Spiele zur Verfügung gestellt, die sich bedingt durch die "Konkurrenz" mit kostenlosen und anderen Modifikationen in Sachen Qualität und wohl auch Quantität abheben müssen. Für eine kleine Modifikation eines Spiels, das ich ja ohnehin schon mag, etwas, das mir gefällt, Freude bereitet, Spaß macht oder einfach nur mein Spielerlebnis noch schöner macht oder intensiver gestaltet gebe ich auch mal Geld aus, egal ob nun ein Spielestudio dafür verantwortlich ist oder eine Privatperson. DLC haben sich meines Erachtens durchgesetzt, ob man das nun gut findet oder nicht tut hier nichts zur Sache. Das Prinzip funktioniert.
Von daher: Der PC-Spielemarkt entwickelt sich weiter. Wir werden sehen, was aus diesem nun zurückgenommenen Vorstoß wird, ob die Idee weiterentwickelt wird oder ob sogar Modder auf Ihren Arbeiten sitzenbleiben wenn es dann doch kommt. Bis dahin zocke ich weiter im Wissen, dass ich für nicht zwingend erforderliche virtuelle Hüte auch kein Geld ausgeben muss - egal, wie schön sie sind.